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Bauträger in der Krise und wer jetzt helfen kann

 

In der Baubranche gab es in den letzten Jahren -seit der Pleite der Lehmann-Brothers-nur eine Richtung: nach oben. Noch Ende 2019 war kein Ende abzusehen und man ging von weiteren fetten Jahren aus. Alleine in Bayern beispielsweise verdoppelten sich die Umsätze innerhalb von zehn Jahren auf fast 30 Milliarden Euro. Doch die Corona-Pandemie macht auch vor der Baubranche nicht halt und nun könnte alles anders kommen. Einen echten Ausweg aus der Krise bieten Family Offices.

 

Die Herausforderungen von Bauträgern und Projektentwicklern in der Corona-Krise

Man rechnet Corona-bedingt mit erheblichen Auswirkungen auf die Branche. Zwar hat es auch in der Vergangenheit immer wieder Krisen gegeben, z.B. Konjunktureinbrüche, aber jetzt ist die Situation eine andere, denn es sind Angebot und Nachfrage gleichzeitig im Markt eingebrochen. Zwar lässt sich das wirkliche Ausmaß nur schwer abschätzen, doch wenn Großaufträge wegen Unsicherheit oder Zahlungsunfähigkeit wegbrechen, Investitionen zurückgestellt, Bauämter nicht oder nur schwach besetzt sind, dann können keine Projekte realisiert werden.

Während diese Gründe noch spekulativ sind, gibt es bereits reale Auswirkungen: Zeitliche Verzögerungen bei der Fertigstellung von Projekten durch Grenzschließungen und somit Unterbrechung von Lieferketten für benötigtes Baumaterial oder der Ausfall von Subunternehmern, weil ausländische Mitarbeiter nicht mehr einreisen können. Insgesamt betrifft dies aktuell rund 100.000 benötigte Arbeiter. Selbst wenn diese mittels Sonderregelungen (wie zuletzt bei Erntehelfern) einreisen dürften, wären immer noch die Hotels geschlossen, in denen man sie normalerweise unterbringt. Und wie soll in Zeiten von Abstandregelungen und Kontaktbeschränkungen ein reibungsloser Ablauf auf einer Baustelle gewährleistet werden? Aktuell scheint dies einfach ignoriert zu werden, zu systemirrelevant ist das Gewerbe. Das in anderen Branchen erfolgreich eingesetzte Alternativmodell des Home-Office findet für die Baubranche keine Anwendung, da sich Häuser nicht von zu Hause bauen lassen.

Doch nicht nur diese praktischen Gründe spielen eine Rolle, auch wirtschaftliche Faktoren sind zu beachten: Geht man doch davon aus, dass es -zumindest kurzfristig- zu einer Preisstagnation kommen wird. Bisher konnten Projektentwickler den Trend der stetig steigenden Beschaffungs- und Baukosten mit ebenso steigenden Verkaufskosten ausgleichen, doch sollten angestrebte Preise Corona-bedingt nicht erzielt werden können, zerfällt das Konstrukt und viele -gerade kleine und mittelständische- Bauunternehmen können nicht mehr mitziehen. Politik und Wirtschaft müssen sich unweigerlich auf steigende Insolvenzzahlen einstellen.

 

Auch ein weiterer Faktor sorgt für Sorgenfalten; die Liquidität und Finanzierungsfähigkeit eines Bauvorhabens. Die auf Immobilienfinanzierung spezialisierte Gesellschaft BF.direkt sieht z.B. in ihrer jüngsten Umfrage unter Marktteilnehmern einen Anstieg der Nachfrage nach Mezzanine-Kapital von 36,1 auf 39,3%. Ein bedenklich hoher Wert, denn dies bedeutet im Umkehrschluss, dass günstiges, langfristiges Kapital aktuell nicht oder kaum verfügbar ist. 

Corona-Krise-Probleme Bauträger-Projektplaner-Insolvenzen

Was sind die Auswege aus der Corona-Krise und warum funktionieren sie nicht?

Der Staat versucht mit Wirtschaftshilfen in Form von Stundungen von Steuern und Sozialabgaben Abhilfe zu schaffen, um Betrieben die Liquidität und damit die Zahlungsfähigkeit zu erhalten. Dies ist allerdings keine echte Erleichterung, da oft echtes Geld, also Zuschüsse, benötigt werden. Zudem gibt es die Möglichkeit schnelle Kredite zu beantragen. Diese Option ist aber vornehmlich auf große Konzerne ausgerichtet. Mittelständler und kleine Baubetriebe wurden zwar jetzt auch mit speziellen Kreditprogrammen berücksichtigt, aber diese sind immer noch an Banken, deren Abwicklung und meist Übernahmen von Restrisiken gebunden. Es ist aktuell teils sogar schwer überhaupt einen Ansprechpartner zu erreichen, geschweige denn dass dieser Entscheidungen unkompliziert und schnell voranbringen kann.

Immerhin hat das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) Ende März 2020 bekanntgegeben, dass Baumaßnahmen des Bundes weiter ausgeschrieben und geplant werden. Zusätzlich werden Klauseln erarbeitet, die den Umgang mit Bauablaufstörungen durch die Corona-Pandemie regeln und Fristverlängerungen für die Fertigstellung von Bauleistungen ermöglichen. Auch sollen demnächst bei Ausschreibungen großzügige Angebots- und Ausführungsfristen vorgesehen werden.

 

Zwar helfen diese Maßnahmen bei einem Neustart, jedoch sind sie keine wirkliche Erleichterung in der aktuellen Situation. Der beste Ausweg aus der Krise ist, dass die Nachfrage das Geschäft wieder hochfahren lässt und echte Umsätze und Gewinne erzielt werden. Vielen Bauträgern und Projektentwicklern, vor allem denen die spekulativ bauen und sich eine größere Pipeline aufgebaut haben, wird aber sehr bald das Wasser bis zum Hals stehen, sollten diese keine neue Kapitalquelle finden, um die Durststrecke durchzustehen. 

Die Lösung: Family Offices

Was Bauträger jetzt brauchen ist echte Liquidität. Nur so können Zahlungsverpflichtungen in den Kauprozessen, Zinsen, Kaufpreisforderungen, Baukosten, Löhne -und somit das gesamte Projekt und/oder der Fortbestand des Unternehmens- abgesichert werden. Doch wer gibt unbürokratisch und schnell Kapital? Neben den Banken sind hier Family Offices, also nicht-institutionelle Kapitalgeber, eine echte Alternative - nicht nur in Corona-Zeiten.  

Kooperationen mit Family Offices sollten nicht als kurzfristiger Ausweg aus der Krise gesehen werden, sondern als echte Chance auch langfristig erfolgreich(er) zu sein, denn mit Blick auf steigende Anforderungen des Marktes in Bezug auf Digitalisierung, Kundenwünsche und Personalaus- und -weiterbildung, ist es von großem Vorteil einen starken Partner an seiner Seite zu haben. Durch gewonnene Größenvorteile und mehr finanzielle Möglichkeiten können beispielsweise spezialisierte Fachkräfte innerhalb eines Unternehmens angezogen und langfristig beschäftigt werden. Auch ergeben sich Möglichkeiten sich neue Regionen oder Asset Klassen zu erschließen.

 

Die Möglichkeiten sind vielfältig; manche Family Offices sind spezialisiert auf die Vergabe von Eigenkapital, streben also Kooperationen bzw. Joint Ventures an und suchen Partner, andere geben Mezzaninekapital für Bauprojekte, also ohne Stimm- oder Einflussnahmerechte. Wieder andere könnten strategischer Partner oder gar Firmenkäufer sein. Doch welche Family Offices geben Mezzanine- oder Eigenkapital zur Unternehmensrettung und Realisierung von Projekten? Wie kommt man schnell an die Kontakte, wenn man zuvor noch nie Berührungspunkte mit Family Offices hatte, die oft sehr verschwiegen sind? Und vor allem, wir spricht man die Personen bzw. Gesellschaften an und welche Vorbereitungen sollte man treffen?